Karin

– Karin, 52 J., Matten
Fliegt seit 2008 Gleitschirm
Fliegt seit 2021 Paramotor
Beat Light 2 – Phi
Beat Light 1 – Phi
Tenor Light 1 – Phi
Geo4 – Ozone
Alpha4Hike – Advance
Oktober 2025
Du bist Vizepräsidentin unseres Clubs und sehr engagiert in der Fliegerszene. Was motiviert dich dazu?
Eine gute Frage, die ich mir manchmal auch stelle. Für mich ist das Gleitschirmfliegen mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung oder ein Konsum. Vielmehr verbinde ich damit Freiheit, Lebenseinstellung, Umgang mit herausfordernden Situationen, Sport, Entspannung, Glück und vieles mehr. Vielleicht hört deshalb bei mir das Thema Fliegen nicht mit dem Zusammenpacken des Gleitschirms auf…
Du fliegst sowohl mit dem Gleitschirm als auch mit dem Paramotor. Was fasziniert dich an diesen beiden Arten zu fliegen?
Lange hat mich das Paramotorfliegen überhaupt nicht interessiert. Stille, Natur & auch die Themen der Ökologie hatten mich davon abgehalten. Letztendlich war es wohl meine Neugier – und so hatten wir uns für die Ausbildungswoche in Norditalien angemeldet.
PS: es hat sich gelohnt
Paramotor Ausbildungswoche Italien 2021 – Gleitschirm Flugschule Spiez
Letztendlich geht es um diese besonderen Momente in der Luft – ob mit oder ohne Motor.
Du nimmst regelmässig an Sikus teil. Was bedeutet dir diese Art von Training und was nimmst du jeweils daraus mit?
Mein Fokus hier hat sich etwas verändert. Zu Beginn waren mir die Sicherheitstrainings wichtig, um Sicherheit am Schirm zu gewinnen & Extremsituation zu erleben. Auch der bewusste Umgang mit ‚Stress‘ bei bestimmten Manövern war für mich ein Thema.
Unterdessen weiss ich besser, was ich kann, woran ich arbeiten möchte, und gebe mir bei Sikus meine persönlichen Ziele. Mir gefällt, wie Andy mich dabei am Funk begleitet. Immer wieder staune ich, was er alles vom Boden aus sehen kann und wie er im richtigen Moment entsprechendes Feedback gibt.
Du warst schon auf mehreren Flugreisen mit Flugbasis dabei. Was gefällt dir besonders an diesen Reisen?
Je nach Reiseziel, Wetter & Teilnehmer sind die Reisen sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Aber immer lehrreich, intensiv und mit spannenden Geschichten in der Luft und auch am Boden.
Du fliegst oft mit deinem Partner Stephan. Wie ist es, gemeinsam in der Luft zu sein?
Hier die Worte von Maryse, die sehr treffend sind: Magie, Ballett, Amour…
Es ist ein riesiges Privileg, dass wir zusammen diese Leidenschaft geniessen können. Das gemeinsame Fliegen bringt uns auch fliegerisch weiter. Es ist nicht immer ganz einfach, bei Streckenflügen zusammenzubleiben, warten oder geduldig die Thermik zu suchen um aufzuschliessen, einander sinnvoll helfen, zusammen die nächsten Wendepunkte abzusprechen & gemeinsam und zufrieden den Flug ausklingen lassen.
Wir liebe diese gemeinsame Zeit.
Gibt es ein gemeinsames Ritual, bevor ihr abhebt?
Nicht bewusst – aber wenn ich mir das genau überlege schon – wir verabschieden uns (fast immer) bewusst vor dem Start und wünschen uns einen guten Flug. So wie ein kleiner Abschied… Ich denke, wer sich der Endlichkeit des Lebens bewusst ist, kann die Freiheit und das Leben besonders wertschätzen.
Wie erlebst du es, als Frau in einer eher männerdominierten Flugszene unterwegs zu sein?
Es hat sich sehr viel verändert in den letzten 15 Jahren.
Als ich vor 17 Jahren mit altem Material am Übungshang stand, gab es noch kein leichtes Gleitschirmtuch. Und auch nichts in kleinen Grössen. Ich erinnere mich an einen Tag am Übungshang, es war leicht regnerisch – da konnte ich kein einziges Mal den Schirm richtig aufziehen. Das nasse, schwere Material zog ich nur hinter mir her. Unterdessen freue ich mich über Top-Material auch für ein Startgewicht ab 60kg. Ich denke, dass dank dem leichten und guten Material nun auch viele Girls an den Startplätzen stehen und die Leichtigkeit des Fliegens geniessen. Es freut mich immer, wenn ich Frauen in der Luft treffe. Schön auch, dass das X-Alps und die Swissleague ‚weiblicher‘ werden.
Was wünschst du dir für die Zukunft unseres Sports – im Club und generell?
In der Westschweiz sagt man: Vol LIBRE. Dieses freie Fliegen, ohne allzu viele Auflagen, können wir uns hoffentlich noch lange bewahren.
Auch die besondere ‚Community‘ – die Offenheit, Neugier und Hilfsbereitschaft untereinander beeindruckt mich immer wieder.
Flugbasis – die Flugschule – und unser Club, die Air Base Flyers, sind eng miteinander verbunden. Was bedeutet es dir, dass sich Schule und Club gegenseitig unterstützen?
Manchmal frage ich mich, wie das Vereinsleben in 20 Jahren aussehen wird. Nicht nur im Gleitschirmsport, sondern ganz allgemein.
Deshalb ist für mich die Zusammenarbeit von Club und Schule besonders wertvoll. Beide profitieren voneinander, wachsen gemeinsam und haben zusammen Spass
Hast du eine besondere Erinnerung an einen Flug, die dir immer in Erinnerung bleibt?
NEIN – nicht eine Erinnerung, ganz viele & ganz unterschiedliche. Soaren an der Eigernordwand, Aufdrehen neben der Jungfrau, gemeinsame Thermik hoch über dem Schilthorn, Vollmondflug am Mittelmeer, mit dem Paramotor die Wolkentürme umrunden – aber auch ein Abgleiter nach einem Hike oder ein Abendflug vom NIESEN oder an der Schynige Platte nach einem strengen Bürotag. Es sind unzählig viele schöne, kleine und grosse Momente & hoffentlich kommen noch viele dazu.
Danke an alle, die uns dabei begleiten.